Verwandte Seelen - Die Schatten der Erinnerung (German Edition) by Nica Stevens

Autor:Nica Stevens [Stevens, Nica]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-14T00:00:00+00:00

10. Erinnerung

Silas’ Männer hatten sich aufgeteilt, um die Umgebung zu überwachen. Wir konnten uns also guten Gewissens etwas ausruhen, da sie Alarm schlagen würden, sobald sich irgendetwas oder irgendwer näherte.

Wie ich vermutet hatte, saß Sophia neben den zwei Frauen, denen es von den Menschen am schlechtesten ging. Eine von ihnen schlief bereits, während Sophia ihren Puls fühlte. Immer wenn ich sie bei ihrer Arbeit beobachtete, erinnerte ich mich augenblicklich an Dexter, der ein sehr erfahrener Heiler gewesen war. Sein Tod war nun schon ein halbes Jahr her und doch kam es mir vor, als hätte ich erst gestern mit ihm gesprochen. Er hätte mir sicherlich bei der Geburt meines Kindes beigestanden und allein schon dieses Wissen, ihn dabei an meiner Seite zu haben, hätte mir gutgetan. Sophia hätte ihn sicherlich auch gemocht. Sie hätte viel von Dexter lernen können.

Ich setzte mich neben sie und deutete Ryan an, es mir gleichzutun. »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«, fragte ich Sophia.

Sie ließ von der Frau ab und lächelte mich freundlich an. »Natürlich …«

»Es wird wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis mein Kind auf die Welt kommt, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir dabei beistehen könntest.«

»Ich kann mich noch gut an die Aufregung erinnern, die damals bei uns im Bergtal herrschte, als Jake geboren wurde«, sagte Ryan. »Eine Geburt ist immer wieder ein großes Ereignis.«

Sophia sah ihn verblüfft an. »Es ist irgendwie verwirrend, dass ihr alle so ausseht, als hättet ihr das gleiche Alter«, warf sie ein. »Bist du viel älter als Jake?«

»Nein, uns trennen nur fünfundvierzig Jahre.«

»Nur …?« Sophia war sichtlich beeindruckt.

Ich schmunzelte, da ich ihr ansah, welche Frage als Nächstes in ihrem hübschen Kopf herumschwirrte. Sie getraute sich nur nicht, sie zu stellen.

»Ryan ist einundneunzig«, warf ich ein und spielte wie beiläufig mit meinem Rocksaum.

»Das hat hier gerade niemanden interessiert«, tadelte er mich. Er stand auf und begann, hin und her zu laufen. Auf mich machte er fast den Eindruck, als mache er sich darüber Gedanken, dass Sophia sein Alter abschrecken könnte.

»Wünscht ihr euch eigentlich lieber einen Jungen oder ein Mädchen«, wechselte Sophia das Thema, da ihr Ryans Unbehagen auch nicht entgangen war.

Ryan blieb wie angewurzelt stehen, während ich ihr ehrlich antwortete: »Also, mir ist es völlig egal, ob ich einen Jungen oder ein Mädchen haben werde. Wie Ryan darüber denkt, wenn er irgendwann einmal Vater werden sollte, kann ich dir nicht sagen.«

Sophia und Ryan starrten mich beide mit offenen Mündern an, wobei er seine Fassung zuerst wiederfand.

»Sam … Was soll denn das? Es ist zu deinem eigenen Besten, wenn wir …«

»Ich bin jetzt in Sicherheit, Ryan. Wir sind nun bei Silas und die Menschen haben erkannt, dass wir nicht ihre Feinde sind. Mir will niemand mehr ein Leid antun.«

Ryan ließ sich genau auf der Stelle nieder, wo er gestanden hatte. Er schwieg.

»Was? Wie?«, stotterte Sophia.

»Ich bin ziemlich geschafft.« Übertrieben streckte ich meine Glieder und stand auf. »Nehmt es mir bitte nicht übel, aber ich ziehe mich jetzt ein wenig zurück. Es kann nicht schaden, in einem Traum etwas Ruhe zu finden.

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